Der Mann, der die Erde wog

Wer waren die Wissenschaftler, deren Forschungen und Entdeckungen die Grundlage für unser heutiges Verständnis der Welt legten? Welche Persönlichkeiten und Schicksale stecken hinter den Namen, die jeder schon einmal gehört hat? Und wer hat Großartiges geleistet, ist aber in Vergessenheit geraten?

Richard von Schirach nimmt uns mit in die Welt der Naturwissenschaft und lässt uns teilhaben an dem Abenteuer Forschung, der unendlichen Neugier und Leidenschaft, die die Menschen antreibt.

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle“

Das Buch beginnt mit einem Vorwort des Autors. Aber es ist kein Vorwort im klassischen Sinne, vielmehr erzählt uns Richard von Schirach von seiner Leidenschaft für die Wissenschaft und von den Forschern, die während seiner Recherchen so präsent waren, dass sie für ihn fast lebendig wirkten. Ich muss zugeben, dass in dem kurzen Kapitel so viele Fakten untergebracht waren, dass ich kurz abgeschreckt war. Mir fiel es schwer, den Gedankengängen des Autors zu folgen, habe mich aber tapfer durchgekämpft und wurde nicht enttäuscht.

Von Henry Cavendish über Robert Bunsen bis Robert Oppenheimer

In den folgenden Kapiteln entfaltet sich nämlich die eigentliche Magie des Buches. Es wird nicht nur von den wissenschaftlichen Erkenntnissen erzählt, nein, es geht vor allem um die Menschen dahinter, mit all ihren Eigenheiten, Träumen und Sehnsüchten. Nehmen wir als Beispiel den Namensgeber dieses Buches, Henry Cavendish. Ein seltsamer Kauz mit abgetragener Kleidung, ausgeprägter Menschenscheu und von Panikattacken geplagt, aber mit einer brennenden Leidenschaft für die Forschung. Er hat sein Leben der Wissenschaft verschrieben, Anerkennung ist ihm gleichgültig, andere Menschen gar verhasst. Er lässt sogar eine Hintertreppe für das Personal bauen, damit niemand seinen Weg kreuzen kann und muss. Trotz allem war er ein brillanter Forscher, der unzählige Experimente durchführte und dabei mit großer Akribie und jahrelangen Messungen die Dichte der Erde und daraus ihr Gewicht bestimmte.

Henry Cavendish war kein besonders bekannter Wissenschaftler, da er nie Wert auf Veröffentlichung seiner Erkenntnisse legte. Der Autor beschäftigt sich aber ebenso mit den großen Namen wie Robert Oppenheimer, dessen Name untrennbar mit dem Bau der Atombomben verbunden ist. Die Beschreibung seiner Charakterzüge, Geschichten und Erlebnisse, besonders aus den jungen Jahren, lässt aus dem „Bombenbauer“ einen nahbaren Menschen werden.

Wem würde ich das Buch empfehlen?

Auch wenn die Texte teilweise sehr viele Fakten beinhalten und der Schreibstil machmal etwas sperrig ist, macht es aufgrund der vielen Hintergrundinformationen und Persönlichkeitsbeschreibungen trotzdem Spaß, in die Welt und in das Leben der Wissenschaftler einzutauchen. Ich habe das Buch auch nicht auf einmal gelesen, sondern in Häppchen – dann ist die Informationsflut auch nicht ganz so groß. Wer gerne Sachbücher liest und ein Faible für Naturwissenschaften – besonders Physik – besitzt, der wird mit Sicherheit Freude an diesem Titel haben.

Über den Autor:

Richard von Schirach , geboren 1942 in München, ist Sinologe und Schriftsteller. Er übersetzte die Autobiographie des letzten Kaisers von China und veröffentlichte den Bestseller „Die Nacht der Physiker“.

Bibliographische Angaben:

Richard von Schirach
Der Mann, der die Erde wog
ISBN 978-3-570-10258-9
C. Bertelsmann Verlag
Hardcover
22,00 Euro

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